Das Trainingsprogramm DIE GEDANKENLESER kann in verschiedenen Bildungssettings verwendet werden. Es ist flexibel einsetzbar und enthält qualitativ hochwertige Lernaktivitäten sowohl für Kinder als auch für Jugendliche.
Aufbau des Trainingsprogramms
Das Trainingsprogramm DIE GEDANKENLESER ist modular aufgebaut und umfasst 65 Übungen mit einer großen Vielfalt an Lernmaterial in Laut- und Gebärdensprachen zur Förderung von Theory of Mind bei Kindern und Jugendlichen.
Der modulare Aufbau orientiert sich an den Theorien zur Entwicklung von Theory of Mind und Emotionswissen. Das Programm DIE GEDANKENLESER besteht aus 10 Modulen, von denen 9 Theory of Mind-Kompetenzen trainieren und ein Modul Übungen zu den damit verbundenen Sprachkompetenzen enthält.
Zur einfachen Orientierung hat jedes Modul sein eigenes Symbol und seine eigene Farbe, die auf allen Materialien und Übungen erscheinen. Die modulare Struktur ermöglicht es, Kinder und Jugendliche flexibel in ihren aktuellen Entwicklungsphasen zu unterstützen.
Jedes Modul enthält verschiedene Übungen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und für verschiedene Altersgruppen. Sie können selbst auswählen, mit welchen Übungen Sie die jeweiligen Lernziele erreichen wollen.
Orientierung im Trainingsprogramm
Sie werden durch das Trainingsprogramm mit Hilfe der Lernziele geleitet. Diese erleichtern Ihnen die Auswahl der Übungen in Anpassung an den Entwicklungsstand der Kinder und Jugendlichen.
Klicken Sie auf eine Übung (zum Beispiel „8.4“ = 4. Übung im Modul 8), erhalten Sie die Übungsbeschreibung und die Materialien für diese Übung zum Download. Dabei kann es sich zum Beispiel um Powerpoint-Präsentationen, Bilder, Gebärdensprachvideos oder Arbeitsblätter handeln. Sie erhalten diese in verschiedenen Dateiformaten, die Ihnen erlauben, die Materialien selbst zu verändern und so an die Bedürfnisse Ihrer Schüler:innen anzupassen.
- Bitte halten Sie sich innerhalb der Module an die Reihenfolge der Lernziele. Sie müssen nicht alle Übungen durchführen, um ein Lernziel zu erreichen. Sie können jeweils die Übungen auswählen, die den Bedürfnissen Ihrer Schüler:innen am ehesten entsprechen.
- Alle Lernziele finden Sie übersichtlich auch in der Lernziel-Checkliste, die Ihnen einen Überblick über die Lernziele pro Modul und die einzelnen Übungen gibt.
- Sie können diese Checkliste auch zur eigenen Übersicht während des Trainings verwenden: Kreuzen Sie die Übungen an, die Sie bereits durchgeführt haben und die Lernziele, die Ihre Schüler:innen erreicht haben.
Aufbau der Übungen
In der Beschreibung der Übung finden Sie die einzelnen Unterrichtsschritte, das benötigte Material und weitere Hinweise zur Durchführung der Übung.
Was Sie am Anfang wissen sollten
Wenn Sie DIE GEDANKENLESER zum ersten Mal durchführen, nehmen Sie sich die Zeit, die Lernziele und Übungen in Ruhe durchzulesen, um entscheiden zu können, welche Übungen für die Kinder und Jugendlichen, mit denen Sie arbeiten, am besten geeignet sind. Nachdem Sie mit dem Trainingsprogramm zum ersten Mal gearbeitet haben, werden Sie merken, dass die Arbeit damit immer einfacher und die Vorbereitung wesentlich schneller werden.
Mit welchem Modul soll ich beginnen?
Beginnen Sie mit dem Modul, das der Entwicklungsstufe entspricht, in der sich die Kinder bzw. Jugendlichen befinden. Schätzen Sie mit Hilfe der Lernziel-Checkliste und den Empfehlungen zur Diagnostik ein, mit welchem Modul Sie starten. Wenn Sie unsicher sind, beginnen Sie einfach mit Modul 1.
In welcher Reihenfolge und in welchem Tempo soll ich die Module und Übungen durchführen?
Sie können jeweils die Übungen auswählen, die den Bedürfnissen Ihrer Schüler:innen am ehesten entsprechen. Bitte beachten Sie dabei folgende Hinweise:
- Die Module 1-9 bauen aufeinander auf. Bitte trainieren Sie diese deshalb nacheinander.
- Übungen des Moduls „Sprache“ können parallel zu den anderen Modulen durchgeführt werden. Sie trainieren damit explizit das Vokabular und einige syntaktische Elemente. Beginnen Sie damit aber erst parallel zu Modul 4. Wir empfehlen insbesondere parallel zu Modul 5 einige Übungen zur Syntax des Moduls „Sprache“ durchzuführen.
- Bitte halten Sie sich innerhalb der Module an die Reihenfolge der Lernziele. Sie müssen nicht alle Übungen durchführen, um ein Lernziel zu erreichen. Sie können jeweils die Übungen auswählen, die den Bedürfnissen Ihrer Schüler:innen am ehesten entsprechen.
- Bleiben Sie mit dem Kind so lange in einem Modul, bis es alle Lernziele erreicht hat. Einige Kinder lernen schneller, so dass es möglicherweise reicht, nur wenige Übungen zu machen. Andere Kinder benötigen mehr Zeit und Übungen. Erst wenn das Kind die Lernziele eines Moduls erreicht hat, beginnen Sie mit dem nächsten Modul.
- Die Übungen sind nach Schwierigkeitsgrad für „Anfänger:innen“ und für „Fortgeschrittene“ aufgeteilt. Einige Übungen bauen jedoch aufeinander auf. Hier sollte die Reihenfolge eingehalten werden. Andere Übungen können alternativ oder zur Vertiefung verwendet werden. Diese Reihenfolgen sind in der Lernziel-Checkliste und in den Übungen entsprechend beschrieben.
Wieviel Zeit soll ich für DIE GEDANKENLESER und die Übungen einplanen?
Sie dürfen selbst entscheiden…
- in welchem Zeitraum Sie DIE GEDANKENLESER durchführen wollen.
Wir empfehlen z.B. die Durchführung in einem festen Rhythmus über einen längeren Zeitraum von einigen Wochen. Sie können z.B. 2-3 Übungen pro Woche in einem Zeitraum von 6-8 Wochen durchführen. Berücksichtigen Sie dabei, dass die Kinder in der Regel erst ab einem bestimmten Alter die nächste Entwicklungsstufe von Theory of Mind erreichen können. Sie können deshalb bei Bedarf Module auch auf verschiedene Schuljahre verteilen, also zum Beispiel die Module 1-3 in der ersten Klasse und Module 4-5 in der zweiten Klasse durchführen.
- wie viel Zeit Sie sich für die einzelnen Übungen nehmen.
Die Beschreibungen der Übung enthalten keine Zeitangaben, da Kinder in unterschiedlichem Tempo lernen. Wir empfehlen, die Übungen in Einheiten von 45-90 Min. durchzuführen. Bei Bedarf können Sie die einzelnen Schritte einer Übung auch auf mehrere Einheiten aufteilen oder zwei Übungen in einer Zeiteinheit durchführen.
Welche Sprache(n) soll ich verwenden?
Alle Übungen können sowohl in Deutsch oder / und Deutscher Gebärdensprache bzw. Deutschschweizer Gebärdensprache durchgeführt werden. Welche Sprache(n) Sie verwenden, hängt von den individuellen Voraussetzungen der Kinder und Jugendlichen sowie von Ihren Zielen für die Sprachbildung ab. Viele Materialien stehen in verschiedenen sprachlichen Varianten zur Verfügung.
Hinweise zu den Methoden und Materialien
In den Übungen finden Sie vielfältige Methoden und Materialien. 7 Dinge sind dabei zu beachten:
- Sie können alle Übungen und Materialien in verschiedenen Dateiformaten herunterladen (z.B. word, pdf, Powerpoint, mp4). Die Formate Word und Powerpoint erlauben Ihnen, die Materialien an die Interessen und die sprachlichen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen anzupassen (s. Bestimmungen zum Copyright).
- Bitte beachten Sie, dass Sie einige Materialien selbst vor dem Unterricht zusammenbasteln müssen. Wir empfehlen Ihnen, die Materialien in guter Qualität auszudrucken bzw. bei Bedarf zu laminieren und in einer Kiste zu sammeln, so dass Sie und Ihre Kolleg:innen jederzeit bei der Durchführung des Trainingsprogramms darauf zurückgreifen können.
- Für die Vorbereitung ist zu beachten, dass manchmal zusätzliche Materialien wie z.B. Buntstifte oder ein Fotoapparat benötigt werden.
- In den Übungen ist jeweils gekennzeichnet, ob es sich bei einem Material beispielsweise um ein Arbeitsblatt handelt, dass für alle Schüler:innen ausgedruckt werden muss.
- Damit die Schüler:innen die Arbeitsergebnisse sichern können, schlagen wir vor, dass sie jeweils ein individuelles Portfolio gestalten. Sie können dafür das Portfolio-Deckblatt für DIE GEDANKENLESER verwenden. In der Gestaltung des Portfolios sind Sie frei.
- In vielen Übungen stehen Ihnen Materialien sowohl in Deutsch als auch in Deutscher Gebärdensprache bzw. Deutschschweizer Gebärdensprache zur Verfügung, so dass Sie sich an die sprachlichen Ressourcen und das Niveau der Kinder und Jugendlichen anpassen können. Sie können selbst entscheiden, ob Sie z.B. eine Geschichte als Gebärdensprachvideo zeigen, diese selbst in gesprochener Sprache oder in Gebärdensprache erzählen und dazu Bilder zeigen oder die Kinder die Geschichte als Text mit Bildern selbst lesen.
- Wir empfehlen, parallel zum Training und zum Teil auch innerhalb einzelner Übungen zusätzliche Spiele und Bücher einzusetzen. Sie sollten deshalb einige Bücher und Spiele zu Beginn bereits anschaffen. Sie können das Trainingsprogramm aber auch komplett ohne weitere Anschaffungen durchführen.
Tipps
- Ergänzen Sie die Übungen durch Beispiele aus dem Alltagsleben der Kinder und Jugendlichen. Knüpfen Sie so oft wie möglich an ihre persönlichen Erfahrungen an. Sie können auch aktuelle Videos und Bilder aus dem Internet, Fotos, Zeitschriften und Zeitungen hinzuziehen.
- In vielen Übungen wird mit Gedankenblasen gearbeitet. Sie sind ein wichtiges didaktisches Werkzeug, das hilft, innere Welten von Menschen darzustellen. Das Konzept der Gedankenblasen wird in Modul 4 zum ersten Mal eingeführt. Nehmen Sie sich dafür ausreichend Zeit.
- Rollenspiele eignen sich besonders gut, um die Perspektiven, Gefühle und Überzeugungen anderer Menschen kennenzulernen. Deshalb werden sie in vielen Übungen der GEDANKENLESER eingesetzt. Sie können auch selbstständig zusätzlich immer wieder kleinere Rollenspiele anregen, um beispielsweise den Inhalt einer Geschichte zu festigen.
- Manche Kinder haben noch wenig Erfahrungen mit dem Anschauen von Gebärdensprachvideos. Planen Sie in diesem Fall ausreichend Zeit ein, das Video zwischendurch anzuhalten und den Inhalt im Gespräch abzusichern.
Copyright
Alle Informationen, Übungen und Materialien des Trainingsprogramms DIE GEDANKENLESER und dieser Webseite stehen Ihnen kostenlos zur Verfügung. Sie sind aber ausschließlich für die persönliche Nutzung bzw. für den Einsatz im Unterricht oder der Einzelförderung gedacht.
Sie sind durch folgendes Copyright im rechtlichen Rahmen des „Creative Commons design“ geschützt:
Das bedeutet:
- Sie dürfen die Materialien mit anderen teilen.
Sie dürfen zum Beispiel für Ihre Schüler:innen Materialien vervielfältigen und an sie verteilen. - Sie dürfen die Materialien bearbeiten, verändern und darauf aufbauen.
Sie dürfen zum Beispiel ein Arbeitsblatt anpassen, indem Sie Wörter oder Gebärden austauschen, die die Schüler:innen nicht verstehen. Sie dürfen auch weitere eigene Übungen entwickeln.
Das gilt ausschließlich unter den folgenden Bedingungen:
- Namensnennungen: Sie müssen angemessene Angaben zu den Urheber:innen und Rechten machen. Dabei müssen Sie angeben, ob und welche Änderungen Sie vorgenommen haben.
- Nicht kommerziell: Das Werk einschließlich aller Informationen, Materialien, Übungen darf nicht zu kommerziellen Zwecken genutzt werden.
- Weitergabe unter gleichen Bedingungen: Wenn Sie das Material bearbeiten, verändern oder darauf aufbauen, dürfen Sie dieses nur unter gleicher Lizenz wie das Original verbreiten.
Wir erlauben Ihnen gerne, unter Einbehaltung des Copyrights die Materialien in andere Sprachen zu übersetzen und zu veröffentlichen. Die Bedingung ist, dass Sie uns zuvor darüber informieren und unsere Erlaubnis einholen. Wir können auch gerne prüfen, Ihre Übersetzungen auf diese Webseite zu stellen bzw. diese zu verlinken.
Tipps für die nachhaltige Implementierung der GEDANKENLESER in Schulen
DIE GEDANKENLESER können sowohl zur Prävention als auch zur Intervention eingesetzt werden.
Die Entwicklung von Theory of Mind benötigt Zeit. Insbesondere bei Kindern mit Entwicklungsverzögerungen in diesem Bereich reicht es nicht aus, punktuell für kurze Zeit mit dem Trainingsprogramm zu arbeiten.
Um die sozial-kognitive und sozial-emotionale Entwicklung der Kinder und Jugendlichen nachhaltig zu fördern, ist es sinnvoll, mit dem Trainingsprogramm über eine längere Zeit in einem festen Rhythmus zu arbeiten. Es kann dabei sinnvoll sein, altersangemessen mit den ersten Modulen in den unteren Klassenstufen zu beginnen und spätere Module erst in höheren Klassenstufen einzusetzen.
Wir empfehlen Ihnen, DIE GEDANKENLESER nachhaltig an Ihrer Schule oder Institution zu implementieren. Dabei kann Folgendes hilfreich sein:
- Vereinbaren Sie in Ihrem Kollegium und mit der (Schul-)Leitung einen festen Rhythmus, in dem Sie DIE GEDANKENLESER durchführen wollen.
- Verabreden Sie untereinander, wie Sie das Trainingsprogramm in den Stundenplan integrieren. Die Module können zum Beispiel gut in den Sprachunterricht oder in Unterrichtsfächer zur persönlichen, emotionalen und sozialen Entwicklung eingebettet werden. Auch bieten sich dafür Projektunterricht, Unterricht am Nachmittag im Rahmen des Ganztagsunterricht oder Einzelförderstunden an.
- Erstellen Sie aus den heruntergeladenen und gebastelten Materialien Materialkoffer, die von mehreren Lehrer:innen genutzt werden können.
- Bestimmen Sie unter Ihren Kolleg:innen verantwortliche Koordinator:innen(-Teams). Diese können zum Beispiel an Schulungsangeboten teilnehmen und als Multiplikator:innen in ihrer Schule wirken.
Ideen für die Diagnostik
Wir stellen Ihnen einige Möglichkeiten für die Einschätzung der Theory of Mind-Kompetenzen Ihrer Kinder und Jugendlicher zur Verfügung:
- Sie können die detaillierte Lernziel-Checkliste zu den GEDANKENLESERN als diagnostisches Instrument einsetzen. Schätzen Sie anhand der Lernziele ein, in welchem Entwicklungsschritt sich die Kinder und Jugendlichen befinden. Beobachten Sie Ihre Schüler:innen und kreuzen Sie die Kompetenzen an, über die sie bereits verfügen. Auf dieser Grundlage können Sie entscheiden, mit welchem Modul Sie beginnen möchten.
- Beobachten Sie das Verhalten Ihrer Schüler:innen im Alltag. Welche Theory of Mind-Kompetenzen sind bereits erkennbar und welche noch nicht? Unsere Fallbeispiele helfen Ihnen, auf Verhaltensmuster zu achten, die Rückschlüsse auf Theory of Mind-Kompetenzen zulassen.
- Sie können auch veröffentlichte Tests zur Diagnostik der sozial-emotionalen Entwicklung verwenden.