Vokabeln für mentale und emotionale Konzepte in Deutsch, Deutsche Gebärdensprache (DGS) und Deutschschweizer Gebärdensprache (DSGS)
Kinder benötigen ein reiches Vokabular (Adjektive, Verben und Substantive), um sich über Gefühle, Ideen und Gedanken mit anderen Menschen austauschen zu können. Mit jedem Wort und jeder Gebärde, die sie lernen, erwerben sie auch das Konzept, das heißt das Weltwissen, dass mit der Bedeutung der Wörter und Gebärden verbunden ist: Was ist ein „Geheimnis“? Was bedeutet „peinlich“? Was ist der Unterschied zwischen „vermuten“ und „wissen“?
Sie können die hier zur Verfügung gestellten Gefühlskarten, Gebärdenfotos und die Vokabelvideos im Unterricht einsetzen, um Wörter und Gebärden mit den Kindern und Jugendlichen zu üben oder um Ihr eigenes gebärdensprachliches Vokabular zu erweitern.
Komplexe Sätze mit Verben des Sagens, Denkens und Wünschens in Deutsch, DGS und DSGS
Eng mit dem Erwerb von Theory of Mind ist das Beherrschen von Sätzen mit Verben des Sagens, Denkens und Meinens verbunden. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, diese während des Trainings DIE GEDANKENLESER mit den Kindern und Jugendlichen zu üben. Übungen dazu finden Sie im Modul Sprache.
Sätze mit Verben des Sagens, Denkens und Wünschens erfordern Ergänzungssätze.
Die Besonderheit dieser komplexen Sätze ist, dass der ganze Satz wahr sein kann, auch wenn der Ergänzungssatz möglicherweise falsch ist.
Deutsch: Die Mutter denkt, dass Linda Hausaufgaben macht.
DGS:
DSGS:
→ Dieser Satz ist wahr …
… obwohl Linda in Wirklichkeit auf ihrem Handy spielt.
Hinweise zur Verwendung im Deutschen
- Die Ergänzungssätze beginnen mit der Konjunktion „dass“.
- Das Verb im Ergänzungssatz steht am Ende.
- Der Nebensatz kann vor oder nach dem Hauptsatz stehen.
- Im geschriebenen Deutsch steht vor der Konjunktion „dass“ ein Komma.
- Beispiele für Verben des Sagens: sagen, antworten, mitteilen, aussagen, behaupten
- Beispiele für Verben des Denkens und Wünschens: hoffen, glauben, denken, vermuten, beabsichtigen, wissen
- Beispielsätze:
Der Tierarzt sagt, dass der Hund bald wieder gesund ist.Der Bauer hofft, dass es morgen regnen wird.
Hinweise zur Verwendung in der DGS / DSGS
- Zwischen dem Hauptsatz und dem Nebensatz wird eine kurze Pause gemacht.
- Der Haupt- und Nebensatz wird durch die Kopf- bzw. Körperhaltung unterschieden: Beim Hauptsatz wird der Kopf bzw. der Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, beim Nebensatz geht der Kopf bzw. der Oberkörper wieder zurück in die neutrale Position.
- Beispiele für Verben des Sagens in DGS: SAGEN, ANTWORTEN, BESCHEID-SAGEN, in DSGS: SAGEN, ANTWORTEN
- Beispiele für Verben des Denkens und Wünschen in DGS: HOFFEN, GLAUBEN, DENKEN, VERMUTEN, WISSEN, MEINEN und DSGS: HOFFEN, GLAUBEN, DENKEN, VERMUTEN, WISSEN, MEINEN
Beispielsätze in DGS:
Beispielsätze in DSGS:
Mit Kindern über Gefühle und Gedanken sprechen bzw. gebärden
Lehrer:innen, Pädagog:innen und Eltern haben eine wichtige Vorbildfunktion für Kinder und Jugendliche. In laut- und gebärdensprachlichen Interaktionen können Erwachsene verschiedenen Strategien anwenden, um sie schrittweise bei der Entwicklung von Theory of Mind-Kompetenzen und den damit verbundenen sprachlichen Fähigkeiten zu unterstützen.
Hier sind ein paar Tipps
- Verwenden Sie im Alltag und im Unterricht vielfältige Ausdrücke in Deutsch und/oder DGS/DSGS, um Gefühle, Gedanken und innere Zustände von Menschen zu beschreiben. Sie erweitern damit nicht nur die Sprachkompetenzen der Kinder, sondern tragen dazu bei, dass diese die feinen Unterschiede zwischen verschiedenen Gefühlen entdecken können. Das bedeutet, dass Sie sich nicht auf vermeintlich einfache Wörter oder Gebärden wie „gut“ und „schlecht“ beschränken sollten, auch wenn die Kinder die Sprache erst noch lernen. Verwenden Sie auch Wörter bzw. Gebärden wie „schön“, „peinlich“ und „zweifeln“, damit die Kinder die Chance haben, die Konzepte zu entdecken, die mit diesen Vokabeln verbunden sind.
- Passen Sie Ihre Sprache und Inhalte an das Vorwissen der Kinder an, indem Sie ihnen immer einen kleinen Schritt voraus sind. So unterstützen Sie die Kinder dabei, die nächste Entwicklungsstufe zu erreichen.
- Sprechen Sie in alltäglichen Gesprächen und beim Vorlesen von Geschichten in der Schule oder zu Hause die Gefühle und Befindlichkeiten der Personen oder Protagonist:innen an und fragen Sie nach, was andere Menschen denken und wissen, welche Vorstellungen und Absichten sie möglicherweise haben. Auf diese Weise geben Sie Denkanstöße und betten die Sprache in sinnvolle Handlungen ein. Am Anfang wird dies besonders für Kinder mit wenig Sprache schwierig sein, aber durch vielfältige Interaktionen zu diesen Themen werden sie ihr Wissen und ihre Sprache stetig erweitern.
- Hängen Sie im Klassenraum Poster mit Wörtern und/oder Gebärden für die verschiedenen Gefühle und inneren Zustände auf. Auf diese Weise können die Kinder immer wieder nachschauen und die neuen Wörter und Gebärden können sich einschleifen. Ideen dazu finden Sie in der Übung S.3 in dem Trainingsprogramm DIE GEDANKENLESER.
- Stellen Sie im Klassenraum (Bilder-)Bücher und Spiele zur Verfügung, die Gefühle und Gedanken thematisieren, so dass die Kinder z.B. während der Pausen darin schmökern können oder Sie diese gemeinsam mit ihnen lesen und spielen können. Diese Bücher und Spiele unterstützen die Kinder in ihrer Entwicklung und können auch Anlass zu Gesprächen über diese Themen mit anderen Kindern oder Erwachsenen sein. Hier finden Sie eine Liste mit geeigneten Büchern und Spielen.
- Für diejenigen unter Ihnen, die eine Gebärdensprache als eine Zweit- oder Fremdsprache lernen, haben wir eine Liste von Gebärden (DGS, DSGS) für die Bezeichnung von Gefühlen sowie Verben des Sagens, Denkens und Wünschens zusammengestellt. Auf diese Weise können Sie Ihren eigenen Gebärdenschatz erweitern.
Sprache mit den GEDANKENLESERN trainieren
Die Entwicklung von Theory of Mind ist mit der Sprachentwicklung verknüpft. Aus diesem Grund werden in dem Trainingsprogramm DIE GEDANKENLESER auch die dazugehörigen Kompetenzen in Deutsch (in gesprochener und schriftlicher Form) sowie in der Deutschen Gebärdensprache (DGS) bzw. in der Deutsch Schweizer Gebärdensprache (DSGS) gefördert.
Das Ziel dabei ist, dass die Kinder und Jugendlichen
- vielfältige sprachliche Ausdrücke für Gefühle und mentale Zustände beherrschen,
- komplexe Sätze verstehen und produzieren können, um über die eigenen Gefühle und Gedanken und die von anderen Menschen kommunizieren zu können und
- erfolgreich an Gesprächen über die Wünsche, Absichten und Gefühle von Menschen teilnehmen können.
Mit den GEDANKENLESERN werden die notwendigen sprachlichen Kompetenzen auf unterschiedliche Weise gefördert
- Sprachliche Fähigkeiten werden integriert in allen Modulen gefördert: Es wird Vokabular für Gefühle und mentale Zustände in vielfältigen Situationen und Übungen verwendet und damit gefestigt. In Interaktionen mit den Lehrer:innen und anderen Kindern werden komplexe Sätze zum Ausdruck von Gedanken und Gefühlen angewendet. Die Erwachsenen dienen dabei als sprachliche Vorbilder. Die Module 1–9 kombinieren damit das Training von Theory of Mind und von Laut- und Gebärdensprache.
- Sprachliche Fähigkeiten werden explizit in diesen zwei Modulen gefördert:
Modul 1
Die Kinder und Jugendlichen lernen unterschiedlichste Vokabeln zur Bezeichnung von Gefühlen und mentalen Zuständen.
Modul Sprache
Durch ein explizites Sprachtraining wird das Vokabular erweitert und komplexe Sätze mit Verben des Sagens, Denkens und Wünschens werden erarbeitet, eingeübt und metasprachlich besprochen.